Brotblogger-baeckerÜber die Aktion ‚Blogger für Backen mit Zeit und Geschmack‘ können Sie hier lesen.

In meiner ersten Schwangerschaft bin ich irgendwann im Krankenhaus gelandet, wo ich Diabetikerkost bekommen habe, wegen Verdacht auf Schwangerschaftsdiabetes. Das komische an der Geschichte war, dass ich fast ausschliesslich nach dem Frühstück hohen Blutzucker hatte – nach dem ‚Diabetikerfrühstück‘ mit Vollkornbrötchen und Diabetikermarmelade.

Das war eine Diabetikermahlzeit. Reichlich Reis, Tütensoße und TK-Frikadelle, die beide von der Herstellung her sicher viele Gram Zucker beinhalten.
Das war eine Diabetikermahlzeit. Reichlich Reis, Tütensoße und TK-Frikadelle, die beide von der Herstellung her sicher viele Gram Zucker beinhalten. Ah ja, ich sehe auch ein Paar Gram Gemüse da hinten.

Jeder der auch nur einmal in seinem Leben Brot gebacken hat, hätte gemerkt, dass die Brötchen die ich da bekommen habe keine Vollkornbrötchen waren. Sie waren weich und luftig, geschmacklos, ohne Spur von Ballaststoffen. Ihre Farbe war dunkel, aber eher durch irgendeine Zutat in der Backmischung (Malzextrakt?) und nicht durch die Getreideschale und wahrscheinlich mit so vielen Zusatzstoffen versetzt, dass sie einen zu Diabetiker gemacht haben. Ich möchte gerne wissen, wie viele arme Frauen immer noch heute in  Krankenhäusern täglich mit Insulin gespritzt werden, weil sie nicht daran gedacht haben das zu machen was ich damals machte: keine blöden Brötchen aus der TK-Tüte mehr essen, sondern einfach Kellogg’s Frühstückscerealien von zu Hause mitbringen lassen. Tatsächlich waren die mit reichlich Zucker gebackenen Cerealien viel besser für meine angebliche ‚Schwangerschaftsdiabetes‘, und es musste kein Insulin gespritzt werden. Die Chefärztin stürmte eines Tages in mein Zimmer, nachdem sie die neuen Blutzuckerwerte gesehen hatte, und fragte erstaunt: ‚Wie haben Sie DAS geschafft?‘. Sie war überzeugt, dass die minderwertigen Kantinenmahlzeiten, die direkt aus der Tiefkühltruhe kamen, absolut in Ordnung waren – obwohl man einer Diabetikerin kein halbes Kilo Reis zum Mittagessen servieren sollte, aber was soll’s? Das Krankenhaus kann nicht daran Schuld sein, dass du krank bist, liebe Patientin. Du und dein blöder Körper, ihr beide seid die Schuldigen.

Was kann man bloß an Zusatzstoffen in ein Brötchen reintun dass es einen sofort krank macht?

Das erste Sauerteigbrot: nicht sehr viel aufgegangen, aber trotzdem ein Erfolg. Seit dann haben meine Keime ordentlich gereift!
Das erste Sauerteigbrot: nicht sehr viel aufgegangen, aber trotzdem ein Erfolg. Seit dann haben meine Keime ordentlich gereift!

Es gibt heutzutage kaum Bäcker, die richtig selber backen: ohne Backmischungen, ohne Zusatzstoffe, oder komische Zutaten die man eigentlich für ein Brot gar nicht braucht. Es gibt kaum ein Bäcker der seine Produkte nicht von irgendeiner Bäckereikette holt – Brötchen, Croissants, Teigtaschen die alle irgendwie gleich schmecken: die sorgen bloss für die notwendige Stärkezufuhr und schmecken nach nichts. Massenproduktion an weissen Wölkchen, die eher Baumwolltäschchen mit Rinde ähneln als richtige Brötchen.

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Frühstück in Heidelberg: Zwetschgenbuchteln von der Bäckerei.

In der Altstadt von Heidelberg, in der Märzgasse, gab’s eine kleine Bäckerei, deren Sortiment sich täglich (und je nach Jahreszeit) verändert hat. Die vermisse ich! Die Kuchen haben richtig hausgemacht geschmeckt, die Semmeln schmeckten anders als die Buchteln, und die Ware war natürlich nicht so billig wie beim Kettenbäcker. Lieber kaufe ich aber die Hälfte und erlebe ich den richtigen Geschmack der frischen Ware, die mit wertvollen Zutaten gebacken wird. Ob ich wieder so einen Bäcker finde? Es scheint richtig wenige solche heutzutage zu geben.

Inzwischen backe ich mein eigenes Hefe- und Sauerteigbrot. Ich experimentiere täglich mit verschiedenen Mehlsorten und bin fest davon überzeugt, dass mein (Bio-)Brot gesünder und auch billiger ist als das Brot dass ich beim (Bio-)Bäcker kaufen würde. Ich habe einen stabilen Sauerteig im Kühlschrank, den ich pflege, und ich habe auch ein Paar eigene Geheimnisse des Backprozesses entwickelt. Mein Lohn ist dass meine Familie gutes, frisches Brot isst, vor allem meine Kinder, die sowieso viel Brot verzehren!

Brot3Und schon hatte ich ein Geschmackserlebnis, dass mich an meine Kindheit errinert hat: heute habe ich frisches Weizensauerteigbrot mit Oregano und Olivenöl* zum ersten Mal seit 25 Jahren wieder gegessen. Und es hat genau wie damals, im griechischen Dorf, geschmeckt.

Brot2Wir backen Brot ohne Zusatzstoffe. Unterstützen Sie auch die Bäcker, die hochwertiges backen!

8 Gedanken zu „Duft vom griechischen Dorf und kein Diabetes: die Aktion ‚Blogger für Backen mit Zeit und Geschmack‘

  1. ich habe letztens auch mein erstes eigenes Brot gebacken und bin nun infiziert. obwohl ich nicht viel Brot esse, schwirren mir so viele Ideen für neue Kreationen durch den Kopf. ich werde mich wohl auf Mini-Brote spezialisieren müssen 😉

    daher würden mich ja nun noch die Backprozess-Geheimnisse interessieren. Vielleicht hast Du Lust, sie mit uns zu teilen?

    Liebe Grüße,
    Natalie

    • Hallo Natalie! Vielleicht bekommst du auch mehr Lust aufs Brot Essen dadurch dass du ein tolles, frisches Brot zuhause hast! Ich weiss nicht ob meine ‚Geheimnisse‘ wirklich solche sind, vielleicht kennt jeder die Sachen die ich durch Ausprobieren gelernt habe, wer weiss? Wie zB wie toll ein Hefegebäck wird wenn es die ganze Nacht im Kühlschrank gehen darf, oder zB das ich den Weizenbrotteig immer ein Bisschen zu nass mache. Der klebt zwar an den Händen, aber dafür ist das Brot lockerer und saftiger… Viele Grüße und danke!

  2. Mich interessiert sehr, wie du zu Deinem stabilen Sauerteig (Weizensauerteig) gekommen bist?
    Als Griechenland-Fan bin ich von Deinem Blog sehr begeistert.
    Alles Gute im Neuen Jahr!

    Eva

  3. Hallo Ioanna!
    Bin durch Zufall auf deinen wunderschönen Blog gestossen. Bin Hobbybäcker und auf der Suche nach einen authentischen griechischen Brotrezept oder auch mehreren. Hab schon einige probiert aber bin noch immer auf der Suche. Und da hab ich auf deinem Blog einen Beitrag gelesen mit Bild eines gr. Weissbrotes. Auch ich unterstütze mit meinem Blog “Blogger für Backen mit Zeit und Geschmack”. Ev. kannst du mir ein Rezept zukommen lassen. Lieben Dank und weiterhin viel Freude.
    SAM

    • Hi Sam, es tut mir leid dass ich so spät auf dein Kommentar antworte. Mit Arbeit und Familie hat man ja nur wenig Freizeit! Also, mein Sauerteigbrot backe ich nach Gefühl, ich verwende eigentlich keine Rezepte für Brot. Letztendlich hängt das genaue Verhältnis von Mehl, Wasser und Sauerteig immer von der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit ab. Aber ein guter Tipp für ein griechisches Brot ist: Ein Anteil des Mehles durch Hartweizenmehl ersetzen. Hartweizenmehl, im Gegensatz zu Hartweizehgriess, ist etwas schwierig zu besorgen. Ich bestelle es von der Adler Mühle in adler-muehle.de . Übrigens sind ihre Vollkornmehle von höchster Qualität. Man kann auch einen makellosen Kuchen, oder auch Hefebrot oder Brezen mit dem Vollkornmehl von der Adler Mühle backen, weil es so perfekt fein gemahlen ist!

  4. Hallo Ioanna!
    Danke für deine Kommentar. Hartweizenmehl gehört zu meinen Standardmehlen. Dieses Mehl bekomme ich beim Italiener. Hab schon öfter damit wunderbares Brot gebacken. Einige Rezepte findest du auch auf meinem Blog. Im Prinzip geb ich dir Rechthaber wenn du ein Reproduzierendes Brot backen möchtest, dann brauchst du einfach genaue Angaben, weil sonst vieles dem Zufall überlassen bleibt. Deshalb gib es ja auch immer die Tiefsttemperaturen und auch die Umgebungstemperaturen bei den Bäckerrezepten.
    Lieben Dank
    SAM

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